Lamu, die Märchenhafte


Trifft Griechenland auf Arabien und wird von Schwarzen bevölkert, erwacht Lamu, was sich anfühlt, als stolpere ich durch 1001 Nacht. Die Häuser sind grösstenteils weissgetüncht, wenn die Mauern nicht aus heller Koralle gebaut wurden und ihre Fensteröffnungen zwiebelförmig, die Gassen eng, die Dächer strohbedeckt, das Wasser tief dunkelblau und die Bougainvilleablüten regnen pink, hellrosa, orange und rot auf den sandigen Boden. Das Meer schmatzt an Segelboote, Männer sitzen im Schatten unter den Bäumen und plaudern, während die Frauen schwarz verschleiert ihren Besorgungen nachgehen. Der Ruf des Muezzin schallt alle paar Stunden, Esel traben durch die Gassen, klickediklack und Kinder rennen lachend hinterher. Einer der Männer fragt mich: „I have a lot of them, would you like to adopt one?“ Es stinkt kurz nach Benzin, eines der Motorboote ist vorbeigetuckert. Die Wolke Franjipani ist mir lieber und selbst der Geruch nach trockenem Eseldung. Man geht barfuss auf Lamu und trägt man doch Flipflops oder Sandalen, so lässt man sie spätestens am Eingang liegen, steigt in das Fussbad oder die Eseltränke, was erfrischend und säubernd zugleich ist. Ein Fischer schneidet einen grossen Thunfisch und wird sofort von mageren struppigen Katzen umlagert. Der Wind ist warm und sanft und ich sitze auf einer Dachterrasse verborgen unter einem schattenspendenden Tamarindenbaum. Unter mir verläuft direkt der Strandweg, auf welchem sieben schwer mit Sand beladene Esel getrieben werden. Autos sind verboten auf Lamu und einzige Ausnahmen bilden der Krankenwagen und das Auto des District Commissioners. Bei Ebbe werden am Ufer die Boote ausgebessert, es wird gehämmert, gefeilt, gemalt. Orange Schwimmwesten leuchten von einem Schnellboot für Touristen und spitze Palmblätter zerschneiden das helle Blau des Himmels. Bunte Fahnen flattern und über allem schrillen ohrenbetäubend und ununterbrochen die Zikaden, wie wohl seit Jahrhunderten. Allerdings ein Hauch Moderne hat auch hier Einzug gehalten, denn neben klingenden Bootsnamen wie Samira, Furaha, Nudha, Waswaa dümpeln auch Princess, Lady Gaga und Beyoncé.

 
Tutaonana
Eure African queen

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